Fakten

Abbildung 1: Karte mit eingezeichneter Route
Abbildung 1: Karte mit eingezeichneter Route
(Screenshot von Open Street Map)

Vorgeschichte und erster Anstieg

In der Zeit als ich täglich mit dem Zug nach Wien gefahren bin, habe ich oft darüber nachgedacht, eine Wanderung von Mödling nach Baden über die angrenzenden Hügel zu unternehmen. Als Bahnfahrer wäre es dabei ideal vom Bahnhof Mödling zum Bahnhof Baden zu gehen.

Am Samstag, den 26. März 2011, war es endlich soweit, dass ich mit meinen ehemaligen Silver Server Kollegen Christian und Helmut dieses waghalsige Unternehmen in Angriff nahm. Als Routenplan wählten wir die Beschreibung auf dieser Presse-Seite. Ich hab mir lediglich die Beschreibung ausgedruckt, doch Christian hat sich GPS-Koordinaten zusammengesucht und mit seinem Garmin, von nun an nur mehr das magische Wunder-Tool genannt, eine Route zusammengestellt. Während der gesamten Wanderung sah man Christian hauptsächlich auf sein magisches Wunder-Tool starrend neben hergehen. Das hat mich irgendwie an Mr. Spock mit seinem Tricorder erinnert.

Aber gleich am Mödlinger Bahnhof erwies sich das magische Wunder-Tool als recht nützlich, um zu unserem eigentlich Startpunkt, dem Waldgasthaus Bockerl, zu kommen. Getreu dem Motto, wir essen und trinken nichts, bevor wir nicht mindestens 3 Stunden und 45 Minuten gewandert sind, zogen wir daran vorbei. Von nun an schleppten wir uns bei leichtem Sonnenschein und Diskussionen über

die erste Anhöhe hinauf. Zu letzterem Punkt gibt es übrigens diese Competition. Ist das nicht Wanderinformatik pur?

Die ruinierte Burg Mödling

Nachdem wir die erste Steigung hinter uns gebracht hatten, entschieden wir uns gleich einen Abstecher zur Burg Mödling zu machen. (Hätten wir uns später dafür entschieden, wäre es wesentlich umständlicher und weiter geworden. Eh logisch!) Dabei machten unsere Informatiker-Augen so rosa Blumen aus, die wir zwar nicht kannten, wir wussten aber sofort, dass da eine App her musste, die aufgrund eines Bildes der Blume, deren Name zurückgeben sollte. Die folgende ausführliche Diskussion über die Komplexität der Bildverarbeitung und Mustererkennung führe ich nicht näher aus. Wir entschieden uns aber dafür, dass die erste Version der App nur Rosen erkennt. Müsste eigentlich recht einfach sein. Man schickt ein Bild. Die App schreibt zurück "Rose". (Im Jahr 2020 gibt es natürlich solche Apps. Beispielsweise Pl@ntNet)

Abbildung 2: Burgruine Mödling
Abbildung 2: Die Burgruine Mödling

Bei der Burgruine angekommen, machten wir die ersten Fotos. Man hatte teilweise eine schöne Aussicht über das umliegende Tal. Man musste nur an ein paar Bäumen vorbeischauen. Wenn man bei der Burgruine links rausschaute, dann erhaschte man einen Blick auf die "Akropolis von Mödling", wie ich den Husarentempel nannte. Ich hatte natürlich den Reisebericht nicht gelesen, und dachte nicht, dass wir daran vorbeikommen würden. Außerdem dachte ich mir, dass ich mit meiner Kamera den Tempel sowieso nicht groß genug draufkriegen würde. Seitdem verlangt Christian hartnäckig, dass ich das verpasste Foto demnächst "nachschießen" sollte.

Die enttäuschend breite Föhre und das Matterhörndl

Nachdem ich wie geschrieben den Reisebericht der Presse nicht gelesen habe, war ich entsprechend enttäuscht, als wir zur breiten Föhre kamen, die sich dann als Gedenkstein entpuppte. Nachdem meine Enttäuschung überwunden war, konnte ich meine Mitwanderer dazu überreden, die Abgrenzung zu überschreiten, um ein denkwürdiges Foto zu schießen. Kurz darauf flog ein Bundesheerhubschrauber über uns drüber, was Helmut und Christian wegen des Übertretungsdelikts sichtlich nervös machte.

Abbildung 3: Das Beweisfoto bei der breiten Föhre
Abbildung 3: Das Beweisfoto bei der breiten Föhre

Während uns gezählte 23 Mountainbiker überholten und wir über das bedingungslose Grundeinkommen debattierend auf dem Weg zum nächsten Highlight, dem Matterhörndl, waren, wurde das Wetter zunehmend schlechter. (Was für ein komplizierter Satz!) Immer wieder zogen ab jetzt leichte Regenschauer über uns hinweg. Beim Matterhörndl wurde mir von Christian erklärt, dass man von allen Krankheiten geheilt wird, wenn man das Loch in diesem Felsen von der richtigen Seite durchquert. Helmut schaffte es aus eigener Kraft. Christian mit unserer Hilfe. Und ich gar nicht.

Abbildung 4: Helmut mit Elektrolytgetränk beim Matterhörndl
Abbildung 4: Helmut mit Elektrolytgetränk beim Matterhörndl

Abbildung 5: Helmut und Christian nach der Heilung
Abbildung 5: Helmut und Christian nach der Heilung

Der gecachte Husarentempel

Weiter ging es zur Mini-Akropolis, die gemein hin nur Husarentempel genannt wird. Dort erfuhren wir, dass sie in der Nacht beleuchtet und der Strom lediglich durch eine Solaranlage gewonnen wird. Und als wir nach einer ausführlichen Besichtigung weggehen wollten, war auf einmal unser Nachwuchs-Spock verschwunden. Zuerst dachten wir, er würde Schwammerlsuchen gehen. (Helmut schob noch nach, ob er Pilze suchte, weil er sich nicht sicher war, ob unser deutscher Wandergefährte mit dem Wort "Schwammerl" was anfangen konnte.) Gerüchte entstanden, was er wohl da unten treibe. Als er es dann wieder zu uns rauf schaffte, strahlte er übers ganze Gesicht und offenbarte uns, dass er einen Geocache gefunden hatte. Auf den folgenden Wandermetern schilderte er uns die Vorzüge des Portals OpenCaching.de. Und dann begingen wir wohl den schwersten Fehler unserer Wanderung.

Abbildung 6: Der Husarentempel
Abbildung 6: Der Husarentempel
(zumindest so viel ich auf ein Foto gebracht hab)

Wo gehts zur Krausten Linde?

Zu diesem Zeitpunkt zeigten uns die Schilder ca. 35 Minuten bis zu unserem nächsten Ziel, der Krausten Linde, an. Das war übrigens der sehnsüchtig angepeilte Gasthof, der uns mit etwas Nahrhaftem versorgen sollte. Allerdings wollten wir nach Plan unbedingt das Kiental besuchen. Um das zu machen, ging es zunächst bergab. Und das einige Zeit, unter anderem auch durch raschelndes Laub, was recht lustig war. Doch der bewanderte Wanderer weiß, geht es mal runter, geht es auch wieder rauf. Und ca. 30 Minuten später kamen wir dann auch endlich zu dem Pfeil, der uns sagte, dass es 50 Minuten bis zur Krausten Linde dauert. Und bis dorthin ging es dann auch nur mehr bergauf. Und das Kiental war auch gar nicht so toll. Und, und, und, ...

Wir schwitzten also da wieder rauf und kamen endlich zur Krausten Linde, wo davor noch Holz gekloben wurde. Und als wir uns reinsetzten, war es noch viel wärmer. Die Radiatoren waren auf Anschlag aufgedreht. Es gab ein gutes Piestinger Bier. Ich war mit meinem Herrengulasch sehr zufrieden und meine Kollegen mit dem faschierten Braten und Hirschleberkäse auch. Die Tafeln wiesen auf viele Weinspezialitäten hin. Außerdem war Klobasse angeschrieben, von dem ich bis heute noch nicht weiß was es ist. (Nur weil ich einen Wikipedia-Artikel verlinke, heißt das nicht, dass ich den gelesen hab.)

Samt Hund zum Anningerhaus und ohne Hund zur Jubiläumswarte

Als wir dann von der Krausten Linde zum Anningerhaus aufbrachen, folgte uns ein Hund. Na eigentlich folgte er uns nicht, sondern er lief uns voraus. Entgegenkommende Wanderer machten uns darauf aufmerksam, dass sie den Hund nicht so frei laufen lassen würden. Weil Hund bleibt Hund. Und ein Hund bleibt gefährlich. Das ist auch meine Meinung, aber wir konnten die Wanderer auch nur darauf aufmerksam machen, dass der Hund nicht uns gehörte. Auf dem weiteren Weg - wir nahmen nicht die Forstweg-Variante, die anscheinend kürzer war - kam nach dem einen überquerten Hügel der nächste. Und danach noch einer. Und all diese lustigen Hügel waren mit Bärlauch übersät. (Ich hoffe wir haben uns da nicht geirrt, es gibt nämlich eine ähnlich aussehende aber hoch giftige Pflanze!) Aber letztlich waren wir dann recht flott beim Anningerhaus, wo wir noch eine Suppe bzw. eine Nachspeise nachschossen.

Danach machten wir noch einen Abstecher auf die Jubiläumswarte. (Schön langsam sollte ich mal zählen, wie viele Jubiläumswarten ich schon kenne. Eine Auswahl an Jubiläumswarten gibt es hier. Allerdings kenne ich auch noch andere!) Die Warte ist sicherlich ein Highlight für Leute mit Höhenangst. Helmut begleitete uns bis zum ersten Drittel rauf. Die erste und zweite Plattform wurde aber dann nur von Christian und mir erklommen. Leider gab uns das Wetter nicht die Chance hier eine wirklich schöne Aussicht zu genießen.

Abbildung 7: Die Jubiläumswarte
Abbildung 7: Die Jubiläumswarte

Ein melancholisches Ende mit Aussichtswarten

Es ging danach schon ziemlich unter Zeitdruck wegen des drohenden Verlustes des Sonnenlichts weiter zur Wilhelmswarte. Das Wetter spielte da jetzt schon kaum mehr mit. Alles war nur mehr grau in grau. Somit hatte auch die zweite Warte kaum mehr die Chance meine melancholische Stimmung etwas zu heben. Außerdem hab ich mir dann auch noch den Autofokus meiner Kamera verstellt, was mich total aus dem Konzept brachte. (Ich werd wohl nie ein Profifotograph.)

Abbildung 8: Die leider vollkommen verschwommene Wilhelmswarte
Abbildung 8: Die leider vollkommen verschwommene Wilhelmswarte

Im Eiltempo gingen wir dann zur Prokschhütte, welcher wir leider auch nicht mehr die Chance gaben, uns zu bewirten. Außerdem konnten wir auch nicht die Aussichtswarte besichtigen, die wie die Jubiläumswarte aussah, nur die zweite Aussichtsplattform mit der Wendeltreppe fehlte. Christian meinte dann nur noch ein paarmal, dass die Leute von der Presse wohl gut zu Fuß wären. Und ich musste zustimmen. Es ging also runter ins Tal, so schnell wie möglich, um nicht in der Finsternis runterzutappen.

Letztendlich schafften wir es noch vor Sonnenuntergang. Allerdings kamen wir in Pfaffstätten raus, statt in Baden. Helmut erklärte uns, dass er völlig unerwartet jetzt noch ins Burgenland fahren würde. Während Christian gelassen blieb und mit ihm zum Pfaffstättner-S-Bahnhof ging, machte ich mich völlig aus den Socken gehauen von dieser Nachricht auf den unaufregenden und asphaltigen Weg nach Baden und setzte mich dort wieder in den Zug.

Fazit

Ich würde das gerne wieder mal gehen. Schon alleine um das fehlende Foto der Mini-Akropolis von Mödling zu schießen. Außerdem haben die Aussichtswarten bei schönen Wetter sicherlich mehr zu bieten und die Prokschhütte sowie der Bockerl-Wirt haben sich doch auch einen Besuch verdient. Die Wege sind wunderbar ausgeschildert. D.h. auch ein "Navigations-Genie" wie ich findet sich zurecht. Wenn man den Kiengraben auslässt und vielleicht das ganze noch zur Sommerzeit unternimmt, kommt man sicherlich nicht so in Stress wie wir am Schluss. Und man könnte vielleicht noch den richtigen Weg nach Baden finden.

Fast 7 Jahre nach dieser Wanderung habe ich aus den GPS Daten, die Christian mit seinem Garmin aufgenommen hatte, folgende Zeitaufstellung rekonstruiert.

GPS Distanzen

Ort Zeit Dauer
Abschnitt
km
Abschnitt
km/h
Abschnitt
Dauer
Gesamt
km
Gesamt
km/h
Gesamt
Mödling Bahnhof
229 m
09:07 - - - - - -
Burg Mödling
338 m
10:10 1 h 03 m 3,14 2,99 1 h 03 m 3,14 2,99
Breite Föhre
377 m
11:08 58 m 1,23 1,27 2 h 01 m 4,37 2,16
Matterhörndl
445 m
12:05 57 m 2,30 2,42 2 h 58 m 6,66 2,25
Husarentempel
496 m
13:10 1 h 05 m 1,35 1,25 4 h 03 m 8,02 1,98
Krauste Linde Ankunft
481 m
14:30 1 h 20 m 3,92 2,94 5 h 23 m 11,93 2,22
Krauste Linde Aufbruch
481 m
15:10 - - - 5 h 23 m 11,93 2,22
Anningerhaus Ankunft
630 m
15:42 32 m 1,82 3,41 5 h 55 m 13,75 2,32
Anningerhaus Aufbruch
630 m
16:18 - - - 5 h 55 m 13,75 2,32
Jubiläumswarte
660 m
16:33 15 m 0,74 2,97 6 h 10 m 14,49 2,35
Wilhelmswarte
675 m
17:05 32 m 1,54 2,90 6 h 42 m 16,04 2,39
Pfaffstätten Bahnhof
215 m
18:49 1 h 44 m 5,81 3,35 8 h 26 m 21,85 2,59

Direkte Distanzen (Höhenmeter inkludiert)

Ort Zeit Dauer
Abschnitt
km
Abschnitt
km/h
Abschnitt
Dauer
Gesamt
km
Gesamt
km/h
Gesamt
Mödling Bahnhof
229 m
09:07 - - - - - -
Burg Mödling
338 m
10:10 1 h 03 m 3,44 3,27 1 h 03 m 3,44 3,27
Breite Föhre
377 m
11:08 58 m 1,94 2,01 2 h 01 m 5,38 2,67
Matterhörndl
445 m
12:05 57 m 2,39 2,52 2 h 58 m 7,77 2,62
Husarentempel
496 m
13:10 1 h 05 m 1,51 1,40 4 h 03 m 9,28 2,29
Krauste Linde Ankunft
481 m
14:30 1 h 20 m 4,08 3,06 5 h 23 m 13,37 2,48
Krauste Linde Aufbruch
481 m
15:10 - - - 5 h 23 m 13,37 2,48
Anningerhaus Ankunft
630 m
15:42 32 m 1,85 3,47 5 h 55 m 15,22 2,57
Anningerhaus Aufbruch
630 m
16:18 - - - 5 h 55 m 15,22 2,57
Jubiläumswarte
660 m
16:33 15 m 0,76 3,04 6 h 10 m 15,98 2,59
Wilhelmswarte
675 m
17:05 32 m 1,59 2,98 6 h 42 m 17,57 2,62
Pfaffstätten Bahnhof
215 m
18:49 1 h 44 m 5,95 3,43 8 h 26 m 23,52 2,79

Höhenanalyse

Und Fast 13 Jahre nach dieser Wanderung habe ich aus den GPS-Daten auch noch diese Höhenanalyse erstellt.

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